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Klinische Psychologie in der medizinischen Rehabilitation
Die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) umfasst mehr als 1 400 Items, deren Ausprägung auf einer lediglich fünfstufigen Skala beurteilt wird. Für den Einsatz in der Praxis ist sie so zu umfangreich, außerdem scheint die lediglich fünfstufige Skala der Beurteilungsmerkmale für eine Veränderungsmessung zu undifferenziert. Jacobi, Urban und Kaluscha haben daher mit vier Rehabilitationskliniken zunächst für muskuloskelettale Erkrankungen 148 reha-relevante Items identifiziert.
Diesen Deskriptoren wurden zur besseren Handhabbarkeit (mnemonische) Drei-Letter-Codes zugewiesen. So steht z. B. das Kürzel GEH für „Gehen“ (ICF d450). Der Arzt teilt dann individuell unter Berücksichtigung der Angaben des Rehabilitanden die wichtigsten Deskriptoren zu und beurteilt den Schweregrad für diese Deskriptoren auf einer Skala von 0 (keine Beeinträchtigung) bis 100 (maximale Beeinträchtigung). Es wird ein Bereich auf der Skala angegeben und somit eine unscharfe (fuzzy) Gradierung erlaubt. Dabei bildet der Mittelpunkt der Beurteilung den Schweregrad und die Breite des Bereiches die Sicherheit der Beurteilung ab. Da sowohl das freie Zuteilen von Deskriptoren aus einem Pool als auch die unscharfe Gradierung im medizinischen Bereich kaum angewandt werden, erschien uns eine Pilotstudie notwendig, die den Ansatz auf Praktikabilität und Akzeptanz prüft. In vier Rehabilitationskliniken wurden 264 Patienten nach diesem System beurteilt. Von den 148 zur Verfügung stehenden Deskriptoren wurden 138 (94%) verwendet. Im Mittel wurden sechs Deskriptoren pro Rehabilitand zugeteilt. Insgesamt liegen 1 764 Einzelurteile vor. Die sechs zugeteilten Deskriptoren pro Rehabilitand erlauben eine effiziente und dennoch präzise individuelle Dokumentation. Dies ist ein Vorteil des zugrunde gelegten Ordnungsprinzips der Begriffskombination gegenüber der Klassifikation. Im Gegensatz zu den ICF-Core-Sets erhalten Rehabilitanden ggf. unterschiedliche Sets von Deskriptoren. Bei Entlassung wird ein gegenüber der Aufnahme um durchschnittlich 25 Einheiten gebesserter Wert angegeben, d. h., das Verfahren spiegelt die eingetretene Veränderung während der Rehabilitation wider. Während der Behandlung nimmt die Unschärfe um durchschnittlich 2,8 Einheiten ab, was auf geringere Schwankungen der Beschwerden oder eine erhöhte Urteilssicherheit des Arztes zurückzuführen sein könnte. Die Rückmeldungen aus den beteiligten Kliniken haben gezeigt, dass das Verfahren relativ rasch erlernbar und praktikabel ist. Die Abbildung der so erhobenen Daten in die ICF ist leicht möglich. Der vorgestellte Ansatz könnte also neben den ICF-Core-Sets die Verwendung der ICF in der Praxis fördern.
Rehabilitation 2008; 47: 226-235
DOI: 10.1055/s-2008-1076706
Quelle: Thieme eJournals – Abstract
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