Wie aussagekräftig sind Kundenbefragungen in der medizinischen Rehabilitation von psychisch Kranken?

In Deutschland haben Kundenbefragungen im Rehabilitationsbereich mittlerweile hohe politische Bedeutung, seit die Deutsche Rentenversicherung das Patientenurteil als einen zentralen Ergebnisparameter definiert hat. Sowohl die theoretische Konzeptualisierung als auch die empirische Befundlage legen die Vermutung nahe, dass es sich bei Patientenzufriedenheit um ein überwiegend von subjektiven Faktoren abhängiges Konstrukt handelt, das nur wenig mit den objektiven Gegebenheiten der Versorgung zu tun hat.

Im Rehabilitationszentrum Herzogsägmühle wurde erstmals im Frühjahr 2007 eine detaillierte Kundenbefragung (Rehabilitanden mit psychischen Störungen) im Rahmen des internen Qualitätsmanagements durchgeführt.

Unter Berücksichtigung der theoretischen Überlegungen und existierenden empirischen Befunde zur inhaltlichen Dimensionierung der Patientenzufriedenheit wurde ein einrichtungsspezifischer Fragebogen konstruiert. Befragt wurden 46 überwiegend männliche Rehabilitanden mit einem Durchschnittsalter von 25 Jahren. Die Mehrheit der Befragten weist eine schizophrene oder affektive Störung auf.

Die Ergebnisse der Befragung im Rehabilitationszentrum zeigen, dass die Rehabilitanden differenziert geurteilt haben und die empirisch üblicherweise gefundene positive Verzerrung der Urteile nur teilweise auftrat. Darüber hinaus bestätigte sich die Hypothese, dass Behandlungszufriedenheit und die Beurteilung der Qualität eine unterschiedliche inhaltliche Dimensionierung aufweisen. Während Zufriedenheit vom Urteil über die Wirksamkeit der Behandlung abhängig ist, ist das Qualitätsurteil von der Einschätzung der Kompetenz des Behandelnden abhängig.

Schlussfolgerung/Konsequenzen: Insbesondere die Urteile unserer Rehabilitanden zur Qualität sind im Rahmen der internen und externen (Kostenträger) Qualitätssicherung zu berücksichtigen. Der Stand der Theoriebildung sowie die empirische Befundlage zur Patientenzufriedenheit legen darüber hinaus eine Einbettung der Befragung in ein umfassendes Konzept zur Maßnahmeevaluation im Sinne von Effectiveness-Forschung nahe. Die Validierung der Patientenurteile im Rehabilitationszentrum an objektiven, behandlungsbezogenen Outcomeparametern ist deshalb vorgesehen.

Quelle: Thieme eJournals – Abstract

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