Beschwerden: Therapeuten zeigen zu wenig Empathie

Psychotherapeuten stellen nicht jeden Patienten zufrieden. Eine Studie zeigt die häufigsten Beschwerden.

Einen Einblick in die Vorwürfe und Beschwerden von Patienten gegenüber Psychotherapeuten hat jetzt ein bundesweit tätiger, unabhängiger Verein gewährt. Er nimmt Beschwerden von Psychotherapiepatienten aus laufender, beendeter oder abgebrochener Behandlung entgegen, bietet Beratung an und ist bei der Suche nach einem Nachfolgetherapieplatz behilflich. Psychologen der Universitätsklinik Ulm und des Vereins Ethik in der Psychotherapie haben 81 Beschwerdefälle ausgewertet: Die Klagen richteten sich häufiger gegen männliche als gegen weibliche Psychotherapeuten; gegen männliche Therapeuten wurde signifikant häufiger der Vorwurf der sexuellen Grenzverletzung vorgebracht. Die häufigste Beschwerde (43 Prozent) bezog sich darauf, dass der Therapeut nicht genügend Empathie zeigte, sodass der Patient kein Vertrauen zu ihm entwickeln konnte.
Auch wurde bemängelt, dass der Therapeut zu wenig auf die Probleme des Patienten einging (27 Prozent). Mangelnde Aufklärung über die Therapie wurde fast gleichhäufig beklagt (etwa 20 Prozent) wie sexuelle Grenzverletzung und ökonomischer Missbrauch des Patienten durch den Therapeuten. Beklagt wurden auch „Diagnosedrohungen“ (20 Prozent), das heißt, ein Therapeut stellt dem Patienten eine ungünstige Diagnose („unheilbar“), wenn dieser sich nicht den Vorstellungen oder Forderungen des Therapeuten anpasst. Schweigepflichtverletzungen seitens des Therapeuten wurden in zwölf Prozent der Fälle beklagt. Vergleichsweise selten vorgebracht wurden Beschwerden zum Beispiel über Störung von Therapiestunden durch fortgesetztes Telefonieren während der Sitzungen oder Inanspruchnahme des Patienten für therapiefremde Tätigkeiten.

Quelle: Deutsches Ärzteblatt: Archiv „Beschwerden: Therapeuten zeigen zu wenig Empathie“ (10.10.2009)

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