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Klinische Psychologie in der medizinischen Rehabilitation
Kernaussagen
- Auch gesunde Personen grübeln und machen sich Sorgen; sie können diese wiederkehrenden Gedanken jedoch wieder ohne anhaltende, tief greifende Stimmungseinbußen beenden. Bei Depression und Generalisierter Angststörung tritt häufig lang anhaltendes Gedankenkreisen, Grübeln und sich Sorgen auf, das sich verheerend auf Stimmung und Konzentration auswirkt und verhindert, dass die einfachsten Aufgaben in Angriff genommen werden können.
- In mehreren großen, gut kontrollierten Längsschnittstudien wurde gefunden, dass depressives Grübeln einen Prädiktor für eine depressive Episode darstellt. Aus diesem Grund ist es unerlässlich, z. B. im Rahmen von Anpassungsstörungen oder anderen psychiatrischen Störungen darauf zu achten, in welchem Umfang der Patient grübelt, welche positiven Erwartungen er dem Grübeln zuschreibt und welche Copingstrategien er anwendet. In der psychotherapeutischen Behandlung kann depressives Grübeln den Behandlungserfolg deutlich schmälern und verzögern, nicht zuletzt deshalb gilt es, bereits zu Beginn der Psychotherapie auf die Veränderung von Grübelgedanken hinzuwirken. Auch bei gebesserten Patientinnen und Patienten sollte im Verlauf auf „riskantes“ oder heimliches Grübeln geachtet werden.
- Sorgengedanken treten ebenfalls im Alltag auf, sie stellen aber in ihrer exzessiven Ausprägung auch das Hauptkriterium bei der häufig übersehenen Generalisierten Angststörung (GAS) dar. Diese Patientengruppe klagt eher über ständige Anspannung, Nervosität und Schlafstörungen als über die Sorgen, wobei sich die Beschwerden auch unter Medikation meist nicht dauerhaft bessern. Sorgen haben die Funktion, ein noch nicht eingetretenes Problem im Vorfeld lösen zu helfen. Diese Funktion erfüllen sie bei GAS-Patienten jedoch nicht: Die erwarteten Schwierigkeiten treffen nicht ein und der gedankliche Problemlöseprozess kommt nicht zu einem Ende, vielmehr entstehen Katastrophenszenarien, die so ängstigend sind, dass sie wiederum nicht zu Ende gedacht werden. Die Patienten springen regelrecht von Sorge zu Sorge, und gewinnen den Eindruck, dass eine große Anzahl von Problemen gelöst werden müsste. Wachsende Hilflosigkeit und chronischer Stress sind die Folge. Damit wird die Entwicklung einer späteren depressiven Episode begünstigt.
- Die Sorgen der Angstpatienten lassen sich vom depressiven Grübeln teilweise abgrenzen. Bei depressiven Patienten hingegen verschwimmt die (bei Gesunden noch intakte) Grenze zwischen grübel- und sorgenspezifischen Emotionen, Bewertungen und Copingstrategien.
- Die Vermeidung unangenehmer Gefühlszustände scheint sowohl bei Rumination als auch bei Worry eine entscheidende aufrechterhaltende Rolle zu spielen: So können intensiver Zorn, Angst, „echte“ Traurigkeit erfolgreich vermieden werden, was Rumination und Worry negativ verstärkt. Außerdem müssen durch diese wiederkehrenden negativen Gedanken die persönlichen negativen Grundannahmen über sich und die Umwelt nicht infrage gestellt werden; damit ist es auch nicht nötig, eine anstrengende Änderung der Situation (mit der Gefahr des Scheiterns) anzugehen. Dies stellt ebenfalls aufrechterhaltende Verstärkungsbedingungen dar. Darüber hinaus haben Personen mit exzessiven Sorgen im Rahmen einer Generalisierten Angststörung auch positive Erwartungen, z. B. „Wenn ich mir Sorgen mache, kann ich vielen Gefahren vorbeugen oder zukünftige schlimme Ereignisse besser bewältigen.“
- Die meisten neueren Therapieansätze versuchen deshalb, sowohl die Funktionalität der wiederkehrenden negativen Gedanken mit dem Patienten zu überprüfen als auch in einer wiederholten Exposition die Annahmen über die Gefährlichkeit und Unkontrollierbarkeit zu korrigieren und die emotionale Vermeidung durch bildhafte, realistische Imagination gezielt zu durchbrechen.
- Sowohl bei Worry als auch bei Rumination kommt es also darauf an, eine bislang vermiedene emotionale Erfahrung statt der meist gedanklich verbal und automatisiert eingesetzten Gedankenketten zu machen.
Quelle: Thieme eJournals – Abstract
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