Zentrale Schmerzverarbeitung bei funktionellen somatischen Syndromen

Funktionelle Schmerzsyndrome sind in der Regel gekennzeichnet durch eine erhöhte lokale oder generalisierte Schmerzempfindlichkeit, spontane Schmerzen und eine Vielzahl variabler begleitender Symptome. Die Einteilung oder Zuordnung der Syndrome bezieht sich meist auf den Ort der Hauptbeschwerden oder das Hauptsymptom, eine Überlappung der Symptomatik findet sich jedoch häufig. Weitere Hinweise für eine mögliche Beteiligung des zentralen Nervensystems (ZNS) sind häufige komorbide affektive Störungen, Beeinträchtigungen der Kognition, Veränderungen der neuroendokrinen Funktion und eine Dysregulation des autonomen Nervensystems, wobei diese Störungen immer nur bei einem Teil der Betroffenen vorliegen. Ergebnisse der funktionellen Bildgebung liefern weitestgehend plausible Korrelate für die geklagten subjektiven Beschwerden und weisen auf eine zentrale Augmentation in der Schmerzverarbeitung und anderen sensorischen Systemen einschließlich des postulierten Systems der interozeptiven Regulation hin. In der pathophysiologischen Zuordnung dieser Augmentation gibt es keinen einheitlichen Befund, die Bedeutung peripherer Faktoren bleibt unklar, ebenso wie die genaue Rolle spinaler und supraspinaler Mechanismen. Kognitive und affektive Faktoren beeinflussen die Schmerzverarbeitung, erklären aber die beschriebene Augmentation nicht. Beim Fibromyalgiesyndrom (FMS), beim chronischen Rückenschmerz und dem Reizdarmsyndrom gibt es Hinweise auf eine Dysfunktion der deszendierenden Hemmung. Longitudinale Studien sind notwendig, um die Kausalität der beschriebenen Zusammenhänge und eine primäre Störung im ZNS zu sichern. Aktuelle Methoden (VBM, H-MRS) haben strukturelle und lokale metabolische Veränderungen des ZNS bei vielen der Syndrome nachgewiesen, die Konsequenz und klinische Relevanz bleiben derzeit noch offen. Neue theoretische Konzepte bieten einen Rahmen, um interdisziplinäre, prospektive und hypothesengetriebene Forschungsansätze zu entwickeln, um das ganze Potenzial der Methoden der funktionellen Bildgebung zu nutzen.

Quelle: SpringerLink – Zeitschriftenbeitrag

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