Sieht man einem Studenten an, welches Fach er studiert? Anwendung der Zero-Acquaintance-Forschung im Hochschulkontext

Die vorliegende Diplomarbeit beschäftigt sich mit der Fragestellung, ob es möglich ist, am äußeren Erscheinungsbild eines Studenten (auf einem Foto) zu erkennen, welches Fach dieser studiert. Darüber hinaus soll ebenfalls untersucht werden, ob sich die Persönlichkeit auf Grundlage eines Fotos beurteilen lässt und inwiefern die Einschätzung des Studienfachs auf diese Beurteilung zurückzuführen ist. Weiterhin soll der Versuch unternommen werden, bestimmte Merkmale zu identifizieren, die die Einschätzung von Persönlichkeit und Studiengang verbessern bzw. verschlechtern können.
Die theoretische Grundlage der Arbeit bilden zum einen die Befunde der Zero-Acquaintance-Forschung (z.B. Naumann, Vazire, Rentfrow & Gosling, 2009) und die Überlegungen im Zusammenhang mit Brunswiks Linsensmodell (1956). Fundamental sind zum anderen jedoch auch die Berufswahltheorie von Holland (1997) sowie die Ergebnisse einer Studie von Pfuhl und Tarnai (2008) im Zusammenhang mit dem Image von Studiengängen.
Zur Prüfung der Annahmen wurden Ganzkörperfotos von 55 Studierenden der Universität des Saarlandes aus den Fächern Betriebswirtschaftslehre, Rechtswissenschaft, Psychologie, Germanistik und Informatik angefertigt. Weiterhin wurden deren Selbstbeurteilungen auf den Dimensionen der Big Five mit Hilfe des NEO-FFI erhoben. Anschließend wurden aus den Bildern jeweils sieben Varianten erzeugt, die unterschiedliche Merkmalskombinationen enthielten. Die so erzeugten Bilder wurden Studierenden der Psychologie zur Beurteilung von Studienfach und Persönlichkeit (mittels BFI-K) dargeboten.
Wie bei früheren Zero-Acquaintance-Studien finden sich auch in der eigenen Untersuchung signifikante Konsens- und SAÜ-Werte im Zusammenhang mit den Persönlichkeitseinschätzungen. Die höchsten Korrelationen ergeben sich für Gewissenhaftigkeit, Extraversion und Neurotizismus. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass sich die Studiengänge häufig am äußeren Erscheinungsbild eines Studenten erkennen lassen. Die Güte der Einschätzung des Studienfachs ist jedoch, wie die Beurteilung der einzelnen Big-Five-Dimensionen auch, abhängig von den jeweils dargebotenen Merkmalen. Weiterhin ergaben mehrere Diskriminanzanalysen, dass die Persönlichkeit bei den Beurteilungen des Studienganges vermutlich eine Rolle spielt, dass jedoch auch noch andere Faktoren einen Einfluss auf die Beurteilungen des Faches ausüben.

Quelle: Eingang zum Volltext : Open Access Volltextserver der Virtuellen Fachbibliothek Psychologie. Open Access Repository for Psychology.

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