Wissenschaftliche Neurobildgebung in der Medizin

Die Möglichkeit, Funktionen im Gehirn abzubilden, hat unser Verständnis einer ganzen Reihe von neurologischen Krankheiten grundsätzlich neu geprägt beziehungsweise uns in die Lage versetzt, klassische Hypothesen über die Funktionsweise des Gehirns zu überprüfen. Durch die Neurobildgebung wurden die für Migräne und andere primäre Kopfschmerzen verantwortlichen Hirnregionen ermittelt, die Schaffung neuer Kopfschmerz-Klassifikationen mit ähnlichen Behandlungsstrategien (wie die Trigemino-autonomen Kopfschmerzen) angestoßen, die Diagnose und das Verständnis der Pathophysiologie beim Parkinson-Syndrom verbessert, Kompensationsmechanismen nach Hirnschädigungen und der subklinische Progress bei neurodegenerativen Krankheiten aufgedeckt. Die Anwendung der funktionellen Bildgebung im klinischen Alltag zur Hirnkartierung auf Einzelfallbasis ist derzeit auf die prächirurgische Diagnostik beschränkt; neue Anwendungen betreffen prognostische Abschätzungen beim Schlaganfall und die Frühdiagnostik bei Demenz. Aktuelle methodische Entwicklungen für die neurowissenschaftliche Anwendung beschäftigen sich zum einen mit der Integration der morphologischen und funktionellen Konnektivität durch Kombination von Techniken der Magnetresonanzbildgebung (fMRI, Diffusions-Tensor-Bildgebung) unter Einbeziehung von EEG und/oder MEG. Neben Untersuchungen zu komplexen Signalverarbeitungswegen in Stimulationsexperimenten sind Untersuchungen zur spontanen Hirnaktivität (Resting State) – zum Beispiel in der Schlafforschung sowie bei psychiatrischen Erkrankungen (Schizophrenie, Borderline etc.) – zunehmend von Interesse.

Quelle: SpringerLink – Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz, Volume 53, Number 8

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