Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Bewältigung einer Darmkrebserkrankung – Empirische Befunde unter besonderer Berücksichtigung religiösen Copings

Die vorliegende Studie ist der bislang nur wenig erforschten Frage nachgegangen, ob Frauen und Männer sich im Hinblick auf die nicht-religiöse und religiöse Bewältigung einer Krebserkrankung, hier: Darmkrebs, unterscheiden. 341 Patientinnen und Patienten wurden während ihres stationären Aufenthalts in der onkologischen Rehabilitation mit Fragebogen befragt. Es zeigte sich, dass Frauen eine höhere psychische Belastung als Männer berichteten. Sie verwendeten mehr Bagatellisierung und Wunschdenken sowie depressive und weniger aktiv problemorientierte Bewältigungsstrategien. Eine stärkere Nutzung religiösen Copings bei Frauen war in hohem Maße mit ihrer allgemein stärkeren Religiosität assoziiert. Korrelationen zwischen Krankheitsverarbeitungsstrategien und Maßen psychischen Befindens deuteten sowohl auf Gemeinsamkeiten als auch auf Unterschiede hin. Insbesondere zeigte sich bei Männern ein positiver Zusammenhang von aktivem problemorientiertem Coping und psychischem Befinden, bei Frauen jedoch nicht. In Übereinstimmung mit der höheren Religiosität von Frauen weisen die Daten auf einen stärkeren Zusammenhang von religiösem Coping und Anpassung bei Frauen als bei Männern hin. Die Befunde legen nahe, dass Geschlechtsunterschiede und Religiosität für die Behandlung relevant sein können, in ihrer Bedeutung jedoch nicht überinterpretiert werden dürfen. Im Sinne der Patientenorientierung sprechen sie für die Notwendigkeit einer individuellen Ermittlung des Unterstützungsbedarfs, auch im Hinblick auf die Einbeziehung von Religiosität in den Behandlungsprozess.

Quelle: Thieme eJournals – Abstract

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