Copingeffektivität und Progredienzangst bei Krebskranken

Andreas Dinkel, Gerhard Henrich, Peter Herschbach
Technische Universität München

Progredienzangst (PA), die Angst vor dem Fortschreiten der Erkrankung, ist ein häufiges Phänomen bei Krebskranken. In einer Therapiestudie konnten wir zeigen, dass dysfunktionale PA mittels gruppentherapeutischer Interventionen reduziert werden kann. In der vorliegenden Analyse untersuchten wir, ob diese Interventionen einen Einfluss auf die Copingeffektivität haben, d.h. auf die Häufigkeit, mit der hilfreiche Handlungen im Umgang mit PA eingesetzt werden. An der Längsschnittstudie nahmen N = 265 Krebspatienten in stationärer Rehabilitationsbehandlung teil. Das Durchschnittsalter der Patienten betrug M = 53.7 Jahre (SD = 10.2). Brustkrebs war die häufigste Krebsdiagnose (58.9%). Die Patienten wurden randomisiert einer kognitiv-verhaltenstherapeutischen (KVT) oder einer supportiv-erfahrungsorientierten (SET) Gruppentherapie zugewiesen. Die Kontrollgruppe erhielt die Standardbehandlung und wurde ein Jahr später in die Studie aufgenommen. Die Patienten machten vor und nach der Behandlung sowie 3 und 12 Monate später Angaben zu Copingeffektivität und zu PA. Copingeffektivität und PA korrelierten r = –.34, p < .001. Die ANOVA erbrachte eine Interaktion, welche einen unterschiedlichen Verlauf der Copingeffektivität in Abhängigkeit der Gruppe anzeigte (p = .051). Die KVT und die SET Intervention führten zu einer kurzfristigen Steigerung der Copingeffektivität (prä/post). Zum Katamnesezeitpunkt (12 Monate) lag kein Unterschied in der Copingeffektivität zwischen den drei Gruppen vor. Die Effektstärke der KVT-Intervention betrug ES = 0.19. Die Ergebnisse dieser explorativen Analyse zeigen, dass eine kurze gruppentherapeutische Behandlung gegenüber der Standardbehandlung die Copingeffektivität positiv beeinflusste. Der fehlende Langzeiterfolg und die niedrige Effektstärke regen dazu an, die Interventionen weiter zu optimieren.

Quelle: PsyCONTENT – Zeitschriftenbeitrag

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