Komorbidität von Sucht und anderen psychischen Störungen – Grundlagen und evidenzbasierte Therapie

E. Gouzoulis-Mayfrank
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinik Köln

Das Vorkommen von 2 oder mehr psychischen Erkrankungen bei einem Individuum (Komorbidität, Doppeldiagnose) ist keine seltene Ausnahme, sondern ein häufiges und klinisch-therapeutisch relevantes Phänomen, zumal komorbide Patienten überzufällig häufig schwere Krankheitsausprägungen aufweisen und eine intensive therapeutische Betreuung benötigen, die den Besonderheiten beider bzw. aller psychischen Störungen und ihrer wechselseitigen Beziehungen Rechnung tragen muss. In der vorliegenden Übersicht werden die Grundlagen der Komorbidität von Sucht mit anderen psychischen Störungen behandelt. Es werden die Prävalenzdaten und die Erklärungsmodelle vorgestellt, die klinischen Charakteristika und Besonderheiten des Verlaufs komorbider Patienten beschrieben und allgemeine Therapieprinzipien, u. a. die Vorteile integrierter Behandlungsprogramme, erläutert. Hinsichtlich spezifischer pharmako- und psychotherapeutischer Maßnahmen für die häufigsten Komorbiditäten wurde eine systematische Literaturrecherche in den Datenbanken MEDLINE, EMBASE und PsycInfo (bis 12/2007) durchgeführt und die identifizierten Studien wurden hinsichtlich der Qualität ihres Designs beurteilt. Auf dieser Grundlage wird die Wirksamkeit therapeutischer Programme evidenzbasiert dargestellt und Therapieempfehlungen gestuft nach dem Grad ihrer Fundierung ausgesprochen. In der Zusammenschau sind integrierte Behandlungsprogramme in der Regel erfolgreich, solange die mehrdimensionalen Defizite der komorbiden Patienten berücksichtigt, die verschiedenen Therapiebausteine aufeinander angepasst und adaptiert, und die Behandlungsziele realistisch gesetzt sind. Für die Zukunft wäre eine stärkere Verbreitung der integrierten Behandlung mit Implementierung entsprechender Programme in die Regelversorgung wünschenswert.

Quelle: Thieme eJournals – Abstract

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