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Klinische Psychologie in der medizinischen Rehabilitation
Annett Körner, Matthias Augustin, Ina Zschocke
Das maligne Melanom ist die häufigste Krebserkrankung im mittleren Erwachsenenalter. Es zeichnet sich durch besonders hohe Heilungschancen in frühen Krankheitsstadien und Therapieresistenz metastasierter Melanome aus. Zudem ist das Melanom einer der wenigen soliden Tumore, die sich – beobachtbar für den Fachmann aber auch für den medizinischen Laien – an der Hautoberfläche entwickeln. Die Überlebenswahrscheinlichkeit wird primär durch das Melanomstadium zum Zeitpunkt der Diagnose bestimmt. Die frühzeitige Behandlung von Krankheitsprogression ist von entscheidender Bedeutung für die Dauer und Qualität der verbleibenden Lebenszeit. Dementsprechend fokussieren Interventionen zur Senkung melanombedingter Morbidität und Mortalität auf die frühestmögliche Entdeckung der Melanome und der Krankheitsprogression. Regelmäßige Hautselbstuntersuchungen als sekundäre und tertiäre Präventionsmaßnahme stellen ein hocheffektives Komplement zu ärztlicher Vor- und Nachsorge dar, da die Mehrzahl der Melanome sowie die Krankheitsprogression von Patienten, deren Familie und Freunden selbst entdeckt werden. Eine wichtige Fragestellung stellt daher das auf die Melanomerkrankung bezogene Selbstuntersuchungsverhalten und Möglichkeiten seiner Optimierung dar. Psychoonkologische Forschung hat bisher darauf fokussiert, Handlungsergebniserwartung und Selbstwirksamkeitserwartung durch dermatologische Patientenschulung zu erhöhen. Die vorliegende Studie untersucht psychosoziales Belastungserleben und Krankheitsbewältigung in ihrer Bedeutung für das Selbstuntersuchungsverhalten in einer Stichprobe von 164 Patienten in der Melanomnachsorge. Mehr als 70% der Patienten gaben an, nicht von ihrem Arzt zur Selbstuntersuchung angeleitet worden zu sein. Angeleitete Patienten maßen der Selbstuntersuchung höhere Bedeutung bei und praktizierten diese häufiger, obwohl sie sich dadurch unangenehm an die Krebserkrankung erinnert fühlten. Nichtinstruierte Patienten zeigen ein weniger funktionales Verhaltensmuster: Die Selbstuntersuchungshäufigkeit wurde u.a. durch erlebte Selbstunsicherheit, mangelnde ärztliche Unterstützung und berufliche/finanzielle Probleme bestimmt, während das objektive Rückfallrisiko keine Rolle spielte. Auf Basis dieser sowie weiterer psychoonkologischer Befunde und gesundheitspsychologischer Paradigmen wird ein integratives Modell für die dringend notwendige Forschung und evidenzbasierte Praxis der individuellen Gesundheitsfürsorge bei Personen mit erhöhtem Melanomrisiko vorgeschlagen.
Quelle: PsyCONTENT – Zeitschriftenbeitrag
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