Verbesserte Behandlungsqualität durch integrierte Versorgung bei Knie- und Hüftgelenkersatz: Ergebnisse einer kontrollierten Studie

M. Bethge, S. Bartel, M. Streibelt, C. Lassahn, K. Thren
Mit der integrierten Versorgung (IV) hat der Gesetzgeber die Möglichkeit einer sektorenübergreifenden Leistungs- und Vergütungsform eröffnet (§ 140 a-d SGB V) und damit die Voraussetzungen für eine engere Zusammenarbeit zwischen den Leistungserbringern der Gesundheitsversorgung deutlich verbessert. Patienten vor einem Hüft- oder Kniegelenkersatz erwarten von einer solch verbesserten Zusammenarbeit zwischen Akut- und Rehabilitationsklinik einen höheren Nutzen. Bislang gibt es jedoch keine Studien, die die erwarteten Effekte auf die funktionellen Behandlungsergebnisse überprüft haben. Ziel unserer Studie war daher die Evaluation der Wirksamkeit eines endoprothetischen IV-Modells im Vergleich zur herkömmlichen Regelversorgung.
Die kontrollierte Multicenter-Studie schloss Rentnerinnen und Rentner ein, die aufgrund einer Gon- oder Koxarthrose eine Endoprothese erhielten. Die Implantation der Endoprothese wurde in 11 Kliniken durchgeführt. Teilnehmer der Interventionsgruppe (IG; 3 Akutkliniken) wurden im Rahmen einer integrierten Versorgung behandelt, Teilnehmer der Kontrollgruppe (KG; 8 Akutkliniken) im Rahmen einer herkömmlichen Versorgung. Das primäre Zielkriterium bildeten die mit dem Western Ontario and McMaster Universities Osteoarthritis Index (WOMAC) erfassten funktionalen Beschwerden.
481 Patienten konnten für die Studienteilnahme gewonnen werden (IG: n=249; KG: n=232). Der Rücklauf zu Rehabilitationsende betrug 85,9% (n=413), nach 4 Monaten 89,4% (n=430) und nach einem Jahr 85,9% (n=413). Die multivariaten Analysen bestätigten eine Verkürzung des Behandlungsprozesses um rund 4 Tage (b=−3,964; 95%-KI: −5,833 bis −2,094; p<0,001) bei zugleich verbesserten funktionalen Ergebnissen auf dem WOMAC (4 Monate: b=−7,219; 95%-KI: −11,184 bis −3,254; p<0,001; 12 Monate: b=−8,070; 95%-KI: −12,101 bis −4,039; p<0,001). Patienten der IG bewerteten den Behandlungsprozess zudem konsistent günstiger (z. B. Zusammenarbeit zwischen Krankenhaus und Rehabilitationsklinik: b=0,672; 95%-KI: 0,401 bis 0,943; p<0,001), schätzten nach einem Jahr ihren subjektiven Gesundheitszustand besser ein (b=4,418; 95%-KI: 0,050 bis 8,786; p=0,047) und waren sportlich aktiver (b=1,603; 95%-KI: 0,655 bis 2,551; p=0,001).
Die integrierte Versorgung hat die Koordination und Kommunikation an der Schnittstelle zwischen akutstationärer Versorgung und Rehabilitation verbessert (interne Patientenorientierung). Höhere Patientenzufriedenheit und bessere Ergebnisqualität (externe Patientenorientierung) sind nicht nur durch verbesserte Medizinprodukte, sondern auch durch innovative Kommunikations- und Organisationsstrukturen und eine damit einhergehende verbesserte Prozessqualität erreichbar.

Quelle: Thieme eJournals – Abstract

Das könnte Sie auch interessieren:

(Comments are closed)