Klinisch-psychologische Intervention im Internet – Review zu empirischen Befunden störungsspezifischer Angebote

Christiane Eichenberg und Ralf Ott
Inzwischen gibt es eine Vielzahl an internetbasierten Interventionsprogrammen (IBI) zu mannigfaltigen Störungsbildern. Diese haben grundsätzlich das Potenzial, niederschwellig breite Bevölkerungsschichten zu erreichen und zu einer aktiveren Rolle im individuellen Gesundheitsmanagement zu animieren. Wie ist die Effektivität störungs- und problemspezifischer IBI zu beurteilen? Ziel des Reviews ist es, einen systematischen Überblick über bis dato vorliegende kontrollierte Evaluationsstudien zu geben und mit dem Forschungsstand in 2003 (Ott 2003) zu konstrastieren.
Die Literaturanalyse wurde in 3 Schritten durchgeführt: 1. Recherche in einschlägigen internationalen Fachdatenbanken anhand festgelegter Suchbegriffe (Ergebnis: über 1000 Publikationen seit 2003). 2. Selektion: Ausschluss derjenigen Publikationen, in den keine empirischen Wirksamkeitsnachweise (mit Kontrollgruppendesign) enthalten waren (Ergebnis: 89 Studien, die zwischen 2003 und 2009 publiziert wurden gegenüber 30 bis 2003). 3. Systematisierung: Einordnung der in die Analyse eingeschlossenen Studien anhand zweier Dimensionen (Art des Störungsbilds, Funktion der Intervention).
Im größten Teil der vorliegenden Studien (91,0%) konnte die Effektivität der IBI nachgewiesen werden. Unter den eingesetzten Methoden fanden sich fast ausschließlich kognitiv-behaviorale Verfahren (kognitive behaviorale Therapie, KBT). In knapp drei Viertel aller Studien (71,9%) wurden IBI-Verfahren zur Behandlung eingesetzt. Die restlichen Studien verteilen sich mit 19,1% auf Prävention und 9,0% auf Rehabilitation.
Inzwischen liegen Evaluationsstudien für IBI v. a. bei Angststörungen, Depressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen, Essstörungen, einschließlich Adipositas, substanzbezogenen und verhaltensmedizinischen Störungen, bei psychischen Problemen im Zusammenhang mit körperlichen Erkrankungen, Spielsucht und Burn-out vor. Für jeden Störungsbereich werden Beispielprogramme vorgestellt. Abschließend wird auf methodische Einschränkungen einer Reihe von Studien hingewiesen.

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