Rehabilitanden-Management-Kategorien (RMK) – Entwicklungsprozess und ausgewählte Ergebnisse am Beispiel der Suchtrehabilitation

K. Spyra1, S. Köhn, N. Ammelburg, C. Schmidt, P. Missel, J. Lindenmeyer
Vor dem Hintergrund der Entwicklung und Einführung pauschalierter Vergütungssysteme im Akutsektor (DRGs) wird in Deutschland seit rund 15 Jahren an der Entwicklung von Fallgruppierungssystemen für die medizinische Rehabilitation gearbeitet. Das an der Charité entwickelte Konzept der Rehabilitanden-Management-Kategorien (RMK) klassifiziert Rehabilitanden primär nach den reha-relevanten Einschränkungen von Aktivität und Teilhabe, da diese den Behandlungsbedarf und den Ressourceneinsatz in der Rehabilitation determinieren. Es soll u. a. dazu beitragen, die bedarfsgerechte Steuerung rehabilitativer Leistungen in den Kliniken zu optimieren und das Leistungsgeschehen transparenter zu gestalten. Beispielhaft wird über RMK-Ergebnisse für die stationäre Rehabilitation von Alkoholabhängigen berichtet.
Unter Rückgriff auf etablierte Skalen wurde ein RMK-Assessment zur Messung des Reha-Behandlungsbedarfs von Alkoholabhängigen entwickelt. Zur statistischen Ableitung der Bedarfsgruppen wurde das Verfahren der latenten Klassenanalyse genutzt, das an einer Entwicklungsstichprobe mit Daten aus dem Rücklauf des RMK-Assessments von n=731 alkoholabhängigen Rehabilitanden eingesetzt wurde. Für die erste klinische Anwendung der RMK (Implementationstest) wurde ein software-gestützter Algorithmus für die Patientenklassifikation entwickelt und in 12 Kliniken erprobt. Zur Validierung der Ergebnisse aus der ersten Studienphase wurden die Daten aus der Implementation (n=1 533) wiederum unter Verwendung der latenten Klassenanalyse ausgewertet. Zum Ende der Implementationsphase wurde eine kombinierte standardisierte und qualitative Anwenderbefragung durchgeführt.
Auf der Basis von 15 Indikatoren zu bedarfsrelevanten Patientenmerkmalen konnten in 2 unabhängigen Stichproben jeweils 4 vergleichbare Bedarfsgruppen (AL-1 bis AL-4) identifiziert werden, die sich signifikant im Profil ihrer substanzbezogenen, psychischen und sozialen Beeinträchtigung unterscheiden. Die Anwenderbefragung bestätigte die grundsätzliche klinische Plausibilität der Gruppen und die Praktikabilität der Instrumente für den klinischen Einsatz.
Der RMK-Ansatz eröffnet einen neuen Zugang für die bedarfsbezogene Fallgruppierung in der Rehabilitation. Die RMK-Instrumente sind geeignet, um eine standardisierte und damit auch zwischen Kliniken vergleichbare Eingangsdiagnostik in der stationären Alkoholentwöhnung zu etablieren. Die Ergebnisse der RMK-Diagnostik liefern relevante Informationen für die bedarfsgerechte Allokation von Leistungen, was bei zunehmend begrenzten Ressourcen von Interesse ist. Die nächste Entwicklungsaufgabe besteht in der Definition und klinischen Überprüfung von therapeutischen Anforderungen für die RMK-Bedarfsgruppen. Eine finanzielle Bewertung der RMK ist prinzipiell möglich, bedarf jedoch weitergehender Entwicklungsschritte, nicht zuletzt um die gesundheitsökonomischen Implikationen zu modellieren und zu bewerten.

Thieme eJournals – Abstract

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