Akzeptanz und Praktikabilität der Reha-Therapiestandards für die Rehabilitation nach Hüft- und Kniegelenks-Totalendoprothese (TEP) – Ergebnisse einer Anwenderbefragung zur Pilotversion

A. Spieser, O. Mittag, S. Brüggemann, W. H. Jäckel
Die Implementierung der Pilotversion der Reha-Therapiestandards für die Rehabilitation nach Hüft- und Kniegelenksendototalprothesen (TEP) war mit einer Anwenderbefragung verbunden, die den Rehabilitationseinrichtungen die Gelegenheit gab, die neuen Therapiestandards zu bewerten, Rückmeldungen zu ihrer Umsetzbarkeit zu geben und Veränderungen anzuregen.
Anfang 2010 wurden 160 Rehabilitationseinrichtungen angeschrieben, die im Jahr 2008 mindestens 50 Rehabilitanden der DRV nach Hüft- oder Knie-TEP im AHB-Verfahren (Anschlussrehabilitation) behandelt hatten. Zusammen mit den Fragebogen erhielten die Einrichtungen Rückmeldungen zu ihren Leistungsdaten 2008 nach der Klassifikation therapeutischer Leistungen (KTL), welche den Grad der Erfüllung der Anforderungen der Therapiestandards widerspiegeln.
Die Rücklaufquote betrug 69%. Nach Ansicht der überwiegenden Anzahl der befragten Einrichtungen erfüllen die Reha-Therapiestandards Hüft- und Knie-TEP die Qualitätsmerkmale „Wissenschaftliche Fundierung (Evidenz)“, „Relevanz für die tägliche Arbeit“, „Aktualität“ sowie „Inter- und multidisziplinäre Erstellung“. Es bestanden keine signifikanten Unterschiede zwischen Einrichtungen, die bisher einen niedrigen oder hohen Erfüllungsgrad der Anforderungen hatten, bezüglich der Bewertung dieser globalen Qualitätskriterien. Den Umfang der Therapiestandards sowie der Ausführung der evidenzbasierten Therapiemodule (ETM) bewerteten fast alle Anwender als angemessen. Auch Struktur, Ausführlichkeit und Verständlichkeit der ETM wurden positiv bewertet. Zwischen 55% und 94% der Anwender waren mit der Zuordnung der KTL-Leistungen zu den beschriebenen Inhalten der ETM einverstanden. In 8 von 13 Therapiemodulen hielten über zwei Drittel der Anwender die Mindestanforderungen für angemessen. Bei dem ETM „Bewegungsschiene“ wurde die Indikation nur für Knie-TEP vorgeschlagen. Die Indikation für Therapiemodule aus dem psychologischen und sozialen Bereich wurde hinterfragt. Als Hauptgründe für das Nichterreichen der Leistungsanforderungen im Jahr 2008 wurden am häufigsten genannt: Verschlüsselungsprobleme, die Leistungen des ETM seien häufig nicht notwendig, zu hohe Anforderungen sowie Kontraindikationen und Personalmangel. Mit der Einführung der Reha-Therapiestandards Hüft- und Knie-TEP verbanden die Rehabilitationseinrichtungen sowohl positive als auch negative Erwartungen; zusätzlich wurde der Aufwand interner Umstrukturierungen thematisiert.
Die Ergebnisse der Anwenderbefragung zeigen eine grundsätzliche Akzeptanz des Konzepts und seiner Umsetzung. Kritisch wurden vor allem die passive Bewegungstherapie (Bewegungsschiene) sowie die psychologischen Interventionen bewertet. Probleme mit der KTL-Verschlüsselung sollten nicht überbewertet werden, da sich die der Anwenderbefragung zugrunde liegenden KTL-Auswertungen auf den Zeitraum vor Implementierung der Reha-Therapiestandards Hüft- und Knie-TEP beziehen. Die Reha-Therapiestandards Hüft- und Knie-TEP wurden unabhängig vom Grad der bisherigen Erfüllung der Anforderungen bewertet. Das unterstreicht die Bedeutung der Rückmeldungen der Anwender. Sie wurden (teilweise) in der Auswertung der Pilotversion berücksichtigt.
Die Reha-Therapiestandards wurden auf der Basis der Ergebnisse der Anwenderbefragung abschließend überarbeitet: Es wurden Therapiemodule zusammengeführt sowie Anpassungen von Therapieanforderungen und Modifikationen der Inhalte einzelner Therapiemodule vorgenommen. Die Reha-Therapiestandards Hüft- und Knie-TEP stellen sich als grundsätzlich akzeptiert und umsetzbar dar.

Thieme eJournals – Abstract

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