Wo sind die 26% „unbehandelte“ psychisch Kranken?

Rainer Krause
Neueste epidemiologische Studien zeigen, dass fast 40% der Bevölkerung in den westlichen Ländern psychisch krank sind. Nur 7% davon nehmen Psychotherapie in Anspruch. Wo verbleiben die restlichen etwa 33%? Ein Teil findet wahrscheinlich Hilfe in der Esoterik, in Selbsthilfegruppen oder bei Heilpraktikern. Eine weitere Gruppe findet man als Kunden des juristischen Systems. Angesichts der Prävalenz paraphiler Phantasmen ist die Frage, wie hoch eigentlich die Dunkelziffer bezüglich Paraphilien unter den Personen ist, die eben deshalb keine Psychotherapie beanspruchen, diskussionswürdig. Ferner fragt sich, wie hoch der Anteil psychisch Kranker unter inhaftierten Personen ist, und wie viele Menschen eigentlich inhaftiert gehören, da sie im gesellschaftlichen System lediglich gut verdeckte und funktionierende Straftäter darstellen? Diesen Fragen wird in dem Beitrag nachgegangen. Schließlich werden auch die fehlbehandelten somatoformen Störungen diskutiert. Es wird aufgezeigt, dass eine direkte Zuweisung der erwähnten Gruppen zur Psychotherapie wohl eher unvernünftig und ineffektiv wäre. Eine wesentliche Veränderung wäre zu erwarten, wenn ausschließlich forschungsorientierte Wissensangebote an Fachleute einer kunden- und patientenorientierten Ausbildung Raum geben würden.

Psychotherapeut, Online First™ – SpringerLink

Das könnte Sie auch interessieren:

(Comments are closed)