Begleitete Eigeninitiative nach der Reha („neues Credo“) – ein Erfolgsmodell?

Das Thema Reha-Nachsorge hat in den vergangenen Jahren sowohl in der Reha-Wissenschaft als auch in der Reha-Praxis einen hohen Stellenwert erreicht. Anstoß für diese Entwicklungen lieferten Erkenntnisse über fehlende Langzeiteffekte rehabilitativer Maßnahmen und die Ergebnisse verschiedener Bestandsaufnahmen zum Thema Nachsorgeempfehlungen und -umsetzungen, die ebenfalls verschiedene Defizite aufdeckten. Vor diesem Hintergrund wurde eine neue Nachsorgestrategie entwickelt, das „neue Credo“, welches die Nachsorge von Beginn der Rehabilitation an mitdachte und auf begleitete Nachsorge fokussierte. Wesentlicher Bestandteil des „neuen Credo“ ist die Aufnahme und Aufrechterhaltung körperlicher Aktivität im Alltag der Rehabilitanden. Das Ziel der vorliegenden Studie war die Evaluation dieses Konzepts in Bezug auf die Indikation chronischer Rückenschmerz (cRS). In einer multizentrischen, prospektiven kontrollierten Längsschnittstudie mit 3 Messzeitpunkten (Reha-Beginn, Reha-Ende, 12-Monats-Follow-up) wurde das „neue Credo“ evaluiert. Je 3 Rehabilitationskliniken aus Schleswig-Holstein beteiligten sich für Intervention (IG) und Kontrolle (KG) an der Studie, eingeschlossen wurden Rehabilitanden mit cRS. Die Interventionskliniken setzten das „neue Credo“ gemäß seinen Prämissen in ihren Kliniken um und waren für die Laufzeit des Projekts mit einem Nachsorgebeauftragten ausgestattet. Die Probanden der KG erhielten die leitliniengerechte Standardversorgung. Als primäre Zielgrößen wurden Einschränkungen der Teilhabe (IMET, Einschränkungstage) sowie Funktionsbehinderungen im Alltag (FFbH-R) definiert. Für 166 Rehabilitanden der IG und 368 der KG lagen auswertbare Datensätze vor. Am Ende der Reha zeigte sich für die Rehabilitanden der IG hypothesenkonform eine signifikant stärkere Nutzung der Reha-Angebote und eine intensivere Vorbereitung auf die Zeit nach dem Reha-Aufenthalt als für die Rehabilitanden der KG. Sie bewerteten die Empfehlungen zur Reha-Nachsorge durch die Klinik signifikant besser als die Rehabilitanden der KG, die hier die bekannt ungünstigen Bewertungen vornahmen. Hinsichtlich der gesundheitsbezogenen Parameter profitierten erwartungsgemäß sowohl Patienten der Interventionskliniken als auch der Kontrollkliniken von der Rehabilitation. Was den Langzeiteffekt betrifft, sehen wir bei 2 der 3 definierten Hauptzielkriterien (Funktionsbehinderungen und Teilhabe) nach 12 Monaten signifikante Unterschiede moderater Größenordnung zugunsten der IG. Hinsichtlich der sekundären Outcomegrößen unterscheidet sich die IG mit signifikant besseren Langzeitergebnissen von der KG. Das „neue Credo“ erwies sich für Rehabilitanden mit cRS als praktikabel und wurde von Kliniken und Rehabilitanden gut angenommen. Ferner bewerteten Rehabilitanden der IG die begleitete Nachsorge überwiegend positiv. Die Ergebnisse der Prozessmerkmale Angebotsnutzung und Nachsorgeorientierung weisen darauf hin, dass das Augenmerk während der Reha tatsächlich auf die Zeit danach gerichtet wurde und dass die Rehabilitanden diesen Aspekt in Form verstärkter Eigeninitiative in der Zeit nach der Reha auch umsetzten. Die Rehabilitanden der IG erreichten im Vergleich zu den KG-Probanden die besseren Langzeiteffekte, was für eine verbesserte Nachhaltigkeit der Reha-Erfolge und für einen gelungenen Transfer der Lerninhalte in den Alltag spricht.

Thieme eJournals – Abstract

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