Therapeutische Hausaufgaben in der klinischen Praxis: Einsatz, Erledigung und Beziehungen zum Therapieverlauf

Sylvia Helbig-Lang, Daniela Hagestedt, Thomas Lang, Franz Petermann
Meta-Analysen belegen positive Effekte des Einsatzes und der Erledigung therapeutischer Hausaufgaben auf das Therapieergebnis. Gleichzeitig ist die Aussagekraft der vorhandenen Studien eingeschränkt durch den starken Bezug auf retrospektive Urteile und Daten aus kontrollierten klinischen Studien an selegierten Patientengruppen. Zum konkreten Einsatz und den Effekten von Hausaufgabenvereinbarungen in der klinischen Praxis liegen nur wenige Daten vor. Vor diesem Hintergrund wurden therapie- und hausaufgabenrelevante Daten aus insgesamt 1413 Therapiesitzungen von 79 Patienten einer psychotherapeutischen Ambulanz ausgewertet. Es zeigte sich, dass Hausaufgaben in der Ambulanz regelmäßig und bei allen Patienten, jedoch nur selten systematisch vereinbart wurden. Die Hausaufgabenerledigung konnte als überwiegend gut eingeschätzt werden, wobei kein Einfluss von Patientenvariablen auf die Compliance festgestellt wurde. Dafür gingen Probleme in der therapeutischen Beziehung während der Sitzung häufiger mit einer nachfolgend eingeschränkten Hausaufgabenerledigung einher. Hausaufgabenvergabe und Erledigung standen nicht in Beziehung zur symptomatischen Veränderung während der Therapie; allerdings konnten niedrigere Compliance-Raten bei Therapien, die abgebrochen wurden, beobachtet werden. Entsprechend sollte die Hausaufgabenerledigung durch den Patienten in die adaptive Therapieplanung einbezogen werden.

PsyCONTENT – Zeitschriftenbeitrag

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