Definition und Operationalisierung von „Verhaltenstherapie“

Christin  Langhoff, Michael  Linden
Es ist von großer wissenschaftlicher, therapeutischer und nicht zuletzt auch Versorgungssystem-Relevanz, ob (a) Psychotherapie von allgemeiner Lebenshilfe abgegrenzt werden kann und, falls dies möglich sein sollte, ob (b) mehrere Formen von Psychotherapie unterschieden werden können in Abgrenzung zu einer universellen Psychotherapie, und, falls auch dies möglich sein sollte, ob (c) derartige Psychotherapieverfahren so umfassend und zugleich auch unterschiedlich sind, dass es verschiedene Ausbildungsgänge zum Beruf des Psychotherapeuten geben muss mit unterschiedlicher Fachkunde. Die derzeitige Gesetzes-, Ausbildungs- und Abrechnungssituation in der Bundesrepublik Deutschland geht von der Bejahung aller drei Annahmen aus, weshalb nur Ärzte und Psychologische Psychotherapeuten mit akademischer Ausbildung und nach strukturierter Zusatzaus- bzw. Weiterbildung in einem definierten Verfahren jeweils nur die Psychotherapieform erstattet bekommen, für die sie eine Fachkunde erlangt haben. Demgegenüber stehen Konzepte einer allgemeinen oder integrativen Psychotherapie und die Forderung nach Einführung eines universellen Psychotherapeutenberufs bzw. einem Fachkundenachweis in störungsspezifischen Psychotherapiemethoden.

Unter beiden vorgenannten Perspektiven stellt sich die Frage, ob und ggf. wie Psychotherapie zu definieren und zu operationalisieren ist. In diesem Beitrag wird für die Verhaltenstherapie konzeptionell dargelegt, wie sie von allgemeinmenschlicher Zuwendung wie auch einer integrativen bzw. allgemeinen Psychotherapie abgegrenzt werden kann. Dies geschieht unter Bezug auf das Mehrebenen-Modell der Psychotherapie und Anwendung der Verhaltenstherapie-Kompetenz-Checkliste (VTKC). Es wird gezeigt, dass eine verfahrensbezogene, störungs- und individuumbezogene Verhaltenstherapie beschreibbar, messbar, lehr- und lernbar ist. In der Versorgungsrealität liegt das Problem weniger darin, dass nicht beschreibbar wäre, was Verhaltenstherapie ist, sondern darin, dass nicht transparent gemacht wird, was Psychotherapeuten im Allgemeinen und Verhaltenstherapeuten im Speziellen tun.

Thieme E-Journals – PiD – Psychotherapie im Dialog / Abstract

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