Response und Non-Response in der stationären Psychotherapie depressiver Patienten

Ulrich Voderholzer, Stefan Koch, Andreas Hillert und Sandra Schlegl
Hintergrund und Fragestellung  
Misserfolge im Sinne von Non-Response psychotherapeutischer Behandlungen wurden bisher kaum systematisch erforscht. Es wird vermutet, dass es bei 25–30% der Patienten zu Misserfolgen und bei 5–10% sogar zu Verschlechterungen kommt.
Studiendesign und Untersuchungsmethoden  
Anhand von Selbsteinschätzungsverfahren und Routinedaten bei Aufnahme und Entlassung [Beck-Depressions-Inventar-II (BDI-II), Brief Symptom Inventory (BSI)] wurde der Therapieerfolg von insgesamt 2323 konsekutiv in stationäre Behandlung aufgenommene Patienten mit depressiven Störungen (F32.0-2, F33.0-2) untersucht. In „Intention-to-treat“(ITT)- und „Completer“-Analysen wurden verschiedene Operationalisierungen von Therapieerfolg (statistische Signifikanz, Effektstärken, klinische Signifikanz) verglichen.
Ergebnisse  
Effektstärken der ITT-Analyse lagen bei 1,59 (BDI-II) bzw. bei 0,86 (BSI) sowie bei 1,64 und 0,89 (Completer-Analyse). Nach den Kriterien der klinischen Signifikanz wurden Response-Raten von 75,5% (BDI-II) bzw. 68,7% (BSI) und Remissionsraten von 62,2% (BDI-II) bzw. 40,8% (BSI) erreicht. Non-Response-Raten, die auch geringe Verbesserungen einschließen, lagen zwischen 23,4% (BDI-II) und 27,4% (BSI); Verschlechterungen traten lediglich bei 1% (BDI-II) bis 3,9% (BSI) der Patienten auf. Die genannten Ergebnisse von Completer-Analysen weisen nur marginale Unterschiede zu Ergebnissen der ITT-Analysen auf.
Diskussion  
Etwa zwei Drittel der depressiven Patienten berichten im Verlauf einer multimodalen stationären, vorrangig psychotherapeutischen Behandlung klinisch signifikante Verbesserungen bezüglich ihrer Primärsymptomatik. Verschlechterungsraten hingegen fielen geringer aus als erwartet. Zur Optimierung der Behandlung erscheint erforderlich, insbesondere Misserfolge bzw. „minor responder“ möglichst frühzeitig im Behandlungsverlauf zu identifizieren.

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