Musik in der Kardiologie

Therapeutisch applizierte Musik hat interkulturell weit zurückreichende Wurzeln. Dabei spielen im westlichen Kulturkreis vor allem psychosomatische Aspekte eine wichtige Rolle. Außereuropäisch wird Musik allerdings oft spezifisch mit Organen in Verbindung gebracht. So wird in der altorientalischen Musiktherapie das mikrotonale Maqamsystem des türkischen und arabischen Raums auch auf Körperfunktionen, in der chinesischen Medizin Pentatonik auf Organsysteme und energetische Balancen bezogen. Die indische Raga wiederum kennt Anwendungen bei Hyper- und Hypotonie. In der gegenwärtigen, westlich orientierten klinischen Musikpraxis driften Paradigmen auseinander. Musiktherapieschulen, die Musik vor allem als Mittel zur Psychotherapie sehen, stehen mit anderen, die von der interaktionellen Charakteristik zwischen Patient und Therapeut im Medium der Musik ausgehen, im Widerspruch und kontrastieren Ansätze, die Musik als Therapeutikum per se identifizieren. Neuere Untersuchungen der Ruhruniversität Bochum sowie der Oxford University weisen deutlich darauf hin, dass spezifische kardiologisch relevante Musikwirkungen von der persönlichen Präferenz weitgehend unabhängig sind. Die Evidenz klinischer Effizienz von Musik zur Blutdruck- und Rhythmusregulation, zur Angst- und Stressreduktion in der PCI („percutaneous coronary intervention“)- oder Operationsvorbereitung sowie zur Stabilisierung im Intensivbereich fordert wissenschaftstheoretische Klärung und Reduktion ideologisch motivierten Konfliktpotenzials. Forschungen von Trappe zeigen signifikanten Einfluss der Musik von J.S. Bach auf die Reduktion von Blutdruck bei Hypertonie. Diese Ergebnisse sind auch für die Phase-IV-Rehabilitation von Bedeutung und motivieren zu weiterführenden interkulturellen und kardiologisch neurowissenschaftlichen Untersuchungen.

Musik in der Kardiologie – Springer

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