Nachhaltige Implementierung evidenzbasierter Programme in der Gesundheitsförderung: Theoretischer Bezugsrahmen und ein Konzept zum interaktiven Wissenstransfer

Ziele: Der Beitrag diskutiert 2 aktuelle Probleme im Bereich der Public Health-Forschung: 1) Übertragung wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis und 2) Nachhaltige Implementierung von Modellprojekten. Der Beitrag zielt auf die Integration von wissenschaftlicher und praktischer Evidenzproduktion im Implementierungskontext und auf die Überwindung deduktiver Modelle des Wissenstransfers.

Methodik: Vor dem Hintergrund bestehender theoretischer Ansätze, Pilotstudien sowie eigener konzeptioneller Überlegungen werden anhand einer modellhaften Darstellung des Zusammenspiels von Wissenschaft, Politik und Präventionspraxis Überlegungen zur nachhaltigen Implementierung von Gesundheitsförderungsprogrammen aufgezeigt. Das Konzept beschreibt 4 zentrale Prozesse des Zusammenspiels: Interaktiver Wissenstransfer, Kapazitätsentwicklung, Adaptierung des Programms und Veränderungen im Implementationskontext.

Ergebnisse: Die Sicherung der Nachhaltigkeit von Gesundheitsförderungsprogrammen erfordert eine Integration von wissenschaftlicher und praktischer Evidenzproduktion im Implementierungskontext. Für den Prozess der Integration werden interaktive Ansätze der Wissensproduktion und Umsetzung in Handeln (interactive knowledge to action) diskutiert. Hier sind insbesondere Ansätze der Befähigung und Kapazitätsentwicklung über Beteiligung und systematische Zusammenarbeit relevanter Stakeholder erfolgsversprechend. Durch diese Zusammenarbeit werden Prozesse der dynamischen Interaktion zwischen dem jeweiligen Gesundheitsförderungsprogramm, den Zielgruppen, beteiligten Organisationen sowie dem sozialen, kulturellen und politischen Kontext ausgelöst. Die wechselseitige Adaptation von Programm und Schlüsselkomponenten des Implementierungskontextes fördert dabei gleichzeitig die Wirksamkeit des Programms und die Nachhaltigkeitsentwicklung.

Schlussfolgerung: Die nachhaltige Implementierung evidenzbasierter Gesundheitsförderungsprogramme erfordert Alternativen zu den vorherrschenden deduktiven Modellen des Wissenstransfers. Interaktive Ansätze erweisen sich als erfolgsversprechende Alternativen. Sie verändern aber gleichzeitig die Zuständigkeiten von Wissenschaft, Politik und Public-Health-Praxis. Traditionelle Abgrenzungen zwischen Disziplinen und Sektoren werden z. B. durch die Konstituierung transdisziplinärer Teams sowie gemeinsamer Agenden und Vorgehensweisen überwunden. Diese Ansätze erfordern u. a. auch Anpassungen der Rahmenbedingungen von Forschungsprojekten, wie z. B. längere Förderzeiträume.

Quelle: Thieme E-Journals – Das Gesundheitswesen / Abstract

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