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Klinische Psychologie in der medizinischen Rehabilitation
Hintergrund und Fragestellung | In der Debatte um den ärztlich assistierten Suizid spielen Ängste vor unerträglichen Leidenssituationen am Lebensende eine große Rolle. Befürworter einer Liberalisierung der ärztlichen Suizidbeihilfe verweisen regelmäßig auf Situationen, in denen Leiden auch mithilfe der Palliativmedizin nicht zu lindern sei und daher nur die Beihilfe zum Suizid einen Ausweg biete. Dabei stellt sich die Frage, ob die Fokussierung auf finale Krankheitszustände und nicht therapierbare Symptome die Realität richtig widerspiegelt.
Methodik | Wir analysierten retrospektiv Diagnosen und Motive der Menschen, die sich in Deutschland zwischen 2010 bis 2013 mit Unterstützung des Vereins „Sterbehilfe Deutschland” (StHD) das Leben genommen haben. Dafür werteten wir 118 von StHD publizierte Fallbeschreibungen aus, in denen die Suizidbegleitung sterbewilliger Vereinsmitglieder dokumentiert wird.
Ergebnisse | 67 % der Suizidenten waren über 70 Jahre alt, Frauen waren mit 71 % überrepräsentiert. Es waren folgende Diagnosen vertreten:
- 25,6 %: metastasierte Krebserkrankung
- 20,5 %: schwere neurologische Erkrankung
- 23 %: altersassoziierte Erkrankungen oder Behinderungen
- 14,5 %: psychische Erkrankung
7,7 % der Suizidenten waren körperlich und seelisch gesund.
12,8 % gaben als Hauptmotiv für ihren Suizid nicht behandelbare körperliche Symptome im Rahmen einer schweren Erkrankung an. Für 29 % war das Fehlen einer Lebensperspektive angesichts schwerer Erkrankung ausschlaggebend für die Selbsttötung. Lebensmüdigkeit ohne Vorliegen einer schweren Erkrankung gaben 20,5 % als Hauptmotiv für ihren Suizid an. Angst vor Pflegebedürftigkeit war für knapp 24 % das Hauptmotiv für die Selbsttötung.
Folgerung | Unsere Untersuchung zeigt, dass sowohl die Diagnosen als auch die Beweggründe von Menschen, die organisierte Suizidbeihilfe in Anspruch genommen haben, heterogener und weniger eindeutig sind, als mitunter suggeriert wird. Unerträgliches körperliches Leiden im Endstadium einer Erkrankung spielt in diesem Zusammenhang zwar eine Rolle, andere Beweggründe überwiegen jedoch. Diese Befunde sollten bei der Debatte über die Liberalisierung der Suizidbeihilfe berücksichtigt werden.
Thieme E-Journals – DMW – Deutsche Medizinische Wochenschrift / Abstract
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