Screening, Diagnose und Therapie alkoholbezogener Störungen: Was empfehlen die S3-Leitlinien der AWMF?

Die Behandlung alkoholbezogener Störungen stellt eine große therapeutische Herausforderung dar. Dennoch befinden sich ungefähr 90 % der Menschen mit einer alkoholbezogenen Substanzstörung außerhalb der suchtspezifischen Behandlungssysteme.

Screening und Diagnostik

Als Screeningfragebogen für riskanten, schädlichen und abhängigen Alkoholgebrauch wird der Alcohol Use Disorders Identification Test (AUDIT) zur Anwendung in allen Settings empfohlen. Als Biomarker zur Evaluation des akuten Alkoholkonsums werden direkte Zustandsmarker, wie z. B. Ethanol, Ethylglukuronid (EtG) oder Ethylsulfat, empfohlen, bei chronischem Konsum entsprechend z. B. EtG in Haaren und Phosphatidylethanol im Blut. Verfahren zur Ermittlung eines Menge-Frequenz-Indexes sowie Häufigkeit und Menge höheren Alkoholkonsums oder tageweise rückblickende Anamnesen (Timeline-Followback) erleichtern die Quantifizierung des Konsums. Die Diagnosestellung sollte anhand der Kriterien der aktuellen ICD-Klassifikation erfolgen.

Therapie

Therapeutisch sinnvoll ist eine zumeist stationäre Akutbehandlung, möglichst in Form einer Qualifizierten Entzugsbehandlung. Kurzentgiftungen stellen keine Suchtbehandlung, sondern lediglich eine Notfallmaßnahme zur Verhinderung schwerer Entzugskomplikationen dar. Pharmakologisch gelten Benzodiazepine für die Behandlung des akuten Alkoholentzugssyndroms als Therapiestandard. Neuere Entwicklungen liegen v. a. bei den Antikonvulsiva vor. Von der Akutbehandlung abzugrenzen sind langfristige therapeutische Strategien zur Rückfallprophylaxe. Medikamentös sind hohe Evidenzen für Acamprosat und Naltrexon vorhanden; Nalmefen kann als neue Strategie zur Trinkmengenreduktion eingesetzt werden. Unter den empfohlenen Psychotherapien finden sich neben der motivationalen Gesprächsführung die kognitive Verhaltenstherapie, das Kontingenzmanagement, die Angehörigenarbeit, die Paartherapie, die psychodynamische Kurzzeittherapie, angeleitete Patientengruppen sowie das neurokognitive Training.

Quelle: Thieme E-Journals – PSYCH up2date / Abstract

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