Sind die Antragsstellungen auf Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit von Langzeitarbeitslosen vor allem auch durch soziale Motive begründet?

Auf der Grundlage einer quantitativen und qualitativen Analyse von 100 sozialgerichtlichen Gutachten im Rahmen von Rentenanträgen wegen verminderter Erwerbsfähigkeit sind wir der Frage nachgegangen, ob nicht vor allem auch soziale Problemstellungen den Rentenanträgen zugrunde liegen würden. Alle Begutachteten waren langzeitarbeitslos und hatten den Rentenantrag aufgrund unterschiedlicher somatischer und psychischer Beschwerden gestellt. Ein Großteil war bereits mehrfach vorbegutachtet worden und noch als leistungsfähig für den allgemeinen Arbeitsmarkt eingeschätzt worden, bevor sie im Widerspruchsverfahren von uns erneut begutachtet worden sind. Für den Einfluss von Medikalisierungsprozessen spricht die deutliche Diskrepanz zwischen der Häufigkeit von Diagnosen sowie Therapien seitens der behandelnden Ärzte einerseits und den Bewertungen der Leistungsfähigkeit durch die Gutachter. Die Gutachter haben zwischen 70 % bis 90 % eine auf der quantitativen Ebene bestehende vollschichtige Leistungsfähigkeit festgestellt.

Quelle: Sind die Antragsstellungen auf Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit von Langzeitarbeitslosen vor allem auch durch soziale Motive begründet?: Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie: Vol 64, No 3

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