Ambulante verhaltenstherapeutische Gruppentherapie zur Behandlung von Progredienzangst bei Krebspatienten

Progredienzangst (PA) ist eine angemessene zu erwartende Reaktion auf die reale Bedrohung durch eine Krebserkrankung. Allerdings kann sie ein Ausmaß erreichen, das als klinisch bedeutsam und behandlungswürdig anzusehen ist. Eine eigene (teil)randomisiert-kontrollierte Studie in der stationären Rehabilitation zeigte, dass eine Gruppentherapie im Umfang von 4 Doppelstunden zu einer signifikanten längerfristigen Reduktion der PA führte. In der vorliegenden Arbeit beschreiben wir die Adaption des verhaltenstherapeutischen Gruppentherapieprogramms für das ambulante Setting. Die ambulante Gruppentherapie umfasst 6 Therapiestunden zu je 90 min. Durch die Erhöhung des Stundenumfangs steht mehr Raum für die aktive Auseinandersetung mit der Angst zur Verfügung. Dies geschieht primär durch eine Exposition in sensu, in der die Patienten angeleitet werden, ihre Sorgen zu Ende zu denken und zu überlegen, was schlimmstenfalls geschehen könnte. Ergänzend hierzu kommen ressourcenaktivierende Interventionen zum Einsatz. Die Durchführung von 3 Gruppentherapien im Rahmen einer Pilotphase verdeutlichte, dass das Therapieprogramm in der klinischen Praxis anwendbar ist. Die Prä-Post Evaluation (N=10) zeigte eine signifikante Reduktion der Progredienzangst (Progredienzangstfragebogen, PA-F) von M=12,0 (SD=2,0) auf M=10,3 (SD=1,7), p=0,029. Dies entspricht einem großen Effekt (Cohen’s d=0,9). Allerdings beendeten 3 von 14 Teilnehmern (21%) die Gruppentherapie vorzeitig nach den ersten 2 Sitzungen. Insgesamt sprechen die Ergebnisse und Erfahrungen mit der ambulaten verhaltenstherapeutischen Gruppentherapie für die prinzipielle Durchführbarkeit und legen nahe, dass es sich um eine effektive Therapie handelt. Die Erfahrungen zeigen aber auch, dass einige Patienten die aktive Auseinandersetzung mit der Progredienzangst als zu belastend einschätzen. Eine zu hohe Ambivalenz hinsichtlich der konfrontativen Behandlung erhöht die Wahrscheinlichkeit für eine vorzeitige Beendigung der Teilnahme. Daher sollten Patienten im Vorfeld genau über das Therapieprogramm aufgeklärt werden.

Quelle: Thieme E-Journals – PPmP – Psychotherapie · Psychosomatik · Medizinische Psychologie / Abstract

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